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Wasser abkochen - hilfreich und notwendig?
Über Wasser und Trinkwasser lassen sich besonders leicht Infektionserreger übertragen. Das Abkochen von Trinkwasser stellt eine der ältesten und effektivsten Maßnahmen zur Wasserdesinfektion dar. Allerdings können Sie durch das Abkochen lediglich Mikroorganismen abtöten und die Carbonathärte (Wasserhärte) reduzieren. Schwebeteile, Schwermetalle und chemische Substanzen werden nicht neutralisiert, indem Sie Wasser abkochen.
Krankheitserreger im Trinkwasser werden durch Abkochen abgetötet
Im Trinkwasser sind drei verschiedene Gruppen von pathogenen (krankheitserregenden) Mikroorganismen anzutreffen:
➀ Bakterien: Escherichia coli (E.coli-Infektion), Salmonella typhimurium (Salmonellose), Enterokokken, Vibrio cholerae (Cholera), Legionellen (Legionellose/Legionärskrankheit)
➁ Viren: Hepatitis A, Norwalk-Virus, Rota-Virus, Polio-Virus
➂ Protozoen („Urtierchen“): Entamoeba histolytica (Amöbenruhr), Giardia intestinalis (Giardiasis), Cryptosporidium Parvum (Kryptosporidiose)
Bakterien und Protozoen sind dabei am häufigsten im Trinkwasser vorzufinden. Die verschiedenen Krankheitserreger reagieren unterschiedlich empfindlich auf Hitze. Um auf der sicheren Seite zu sein, sollten Sie immer von den hitzebeständigsten Keimen ausgehen. Insbesondere auf Reisen und wenn Sie nicht genau wissen, welche Erreger im Trinkwasser sind.
Empfohlen werden dabei beispielhaft folgende Abkochzeiten:
➥ 5 Minuten auf Meereshöhe (0 Meter) bei einem Siedepunkt von 100 °Celsius
➥ 20 Minuten auf 4000 Metern Höhe bei einem Siedepunkt von 86,8 °Celsius
Dabei gilt: Pro 1000 Meter Höhe nimmt der Siedepunkt des Wassers um 3,3 °Celsius ab, entsprechend länger müssen Sie Ihr Wasser abkochen (um jeweils 3,75 Minuten länger pro 1000 Höhenmeter). Destilliertes Wasser erhalten Sie übrigens, wenn Sie den entstehenden Wasserdampf kondensieren lassen und auffangen.
Wasser abkochen: Andere Schadstoffe werden nicht eliminiert
Neben Mikroorganismen finden sich im Trinkwasser:
➥ Schwermetalle
Schwermetalle gelangen vorrangig aus der Erdkruste, in der sie natürlicherweise vorkommen, über durch Gesteinsschichten filtriertes Regenwasser ins Grundwasser und damit ins Trinkwasser. Diese können lediglich über Destillation oder Flockung aus dem Trinkwasser entfernt werden.
➥ landwirtschaftliche Hilfsstoffe (Pestizide, Herbizide, Mineraldünger)
Landwirtschaftliche Hilfsstoffe werden ausgewaschen und gelangen so in das Grundwasser, in Seen und Flüsse. Da viele verwendete Chemikalien organisch sind, können diese mit Aktivkohle adsorbiert werden.
➥ Schwebestoffe
Schwebestoffe sind ungelöste Partikel, die Trübungen im Wasser verursachen. Diese sind zwar an sich gesundheitlich unbedenklich, dienen aber Mikroorganismen als Nährstoffbasis und fördern so deren Wachstum. Zudem erschweren Schwebestoffe eine effektive Desinfektion, da sich Desinfektionsmittel wie Chlor an diese anlagern und die so Desinfektionswirkung herabgesetzt wird. Daher sollten Sie trübes Wasser filtern, bevor Sie es desinfizieren (beispielsweise mit Chlortabletten).
HINWEIS: Die oben genannten Schadstoffe können Sie nicht aus Ihrem Trinkwasser entfernen, indem Sie Ihr Wasser abkochen.
Babynahrung: Wasser abkochen nach neueren Erkenntnissen nicht mehr erforderlich
Säuglinge sind aufgrund ihres sich erst entwickelnden Immunsystems besonders infektionsanfällig. Zudem kann eine Infektion zu gravierenden Auswirkungen führen, da sich der gesamte Organismus erst herausbildet. Daher wurde Eltern über lange Zeit empfohlen, das Wasser zur Zubereitung von Babynahrung abzukochen. Gemäß dem deutschen Ärzteblatt ist dies laut neueren Untersuchungen nicht mehr erforderlich. Denn frisches Leitungswasser enthält keine Keime, die gesundheitlich bedenklich für Ihr Baby sind.
Allerdings gibt es einige Voraussetzungen:
➥ Ihr Leitungswasser eignet sich für die Zubereitung von Säuglingsnahrung und es befinden sich keine alten Bleirohre in Ihrer Hausinstallation. Sollten Sie unsicher sein, können Sie sich bei Ihrer Gemeinde/Stadtverwaltung oder dem zuständigen Wasseramt hierzu informieren. Ansonsten können Sie Ihr Trinkwasser durch ein geeignetes Institut prüfen lassen. Bei vorhandenen Bleirohren sollten Sie auf Mineralwasser zurückgreifen. Blei lässt sich auch durch Abkochen nicht eliminieren.
➥ Die erhältlichen Pulver zur Zubereitung von Babynahrung sind arm an Krankheitserregern, aber nicht steril. Entsprechend können sich nach längerer Standzeit die Keime vermehren. Sie sollten zubereitete Fläschchen daher immer sofort verwenden und nach spätestens zwei Stunden entsorgen.
➥ Verwenden Sie frisches Leitungswasser, kein Standwasser (Stagnationswasser). Insbesondere am Morgen kann das Wasser über Nacht in Ihren Leitungen gestanden und sich Ablagerungen gebildet haben. Lassen Sie das Wasser ausreichend lange laufen, bis frisches Trinkwasser aus Ihrer Leitung kommt.
Empfohlen wird vom Ärzteblatt eine lauwarme Wassertemperatur von bis zu höchstens 40 °Celsius. Bei höheren Temperaturen werden die Nährstoffe in der Nahrung zerstört. Abgeraten wird von der Verwendung handelsüblicher Wasserfilter, da die gemäß Studien oftmals mit Krankheitserregern kontaminiert sind.
Wasser abkochen: Nur bei Abkochgebot durch das Gesundheitsamt nötig
Trinkwasser ist das bestüberwachte Lebensmittel in Deutschland. Die Kontamination mit Erregern wird in aller Regel durch die konsequent sorgfältige Aufbereitung seitens der Versorgungsunternehmen vermieden. Daher müssen Sie dieses prinzipiell nur dann abkochen, wenn Ihr Gesundheitsamt eine mikrobielle Kontamination feststellt. In diesem Fall spricht Ihr Gesundheitsamt als Vorsorgemaßnahme ein sogenanntes Abkochgebot aus, bis die Gefahrenursache beseitigt ist. Die mikrobielle Vermehrung in Hausinstallationen und den jeweils angeschlossenen Geräten unterliegt dagegen der Verantwortung der jeweiligen Hauseigentümer. Aber auch hier stellt das Abkochen von Trinkwasser lediglich eine temporäre Lösung dar. Sinnvoll ist immer, die Ursache einer Kontamination zu beseitigen.
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